Die Liebe zur Natur und zur Musik hat Marc Brenken (geb. am 17.6.1973 in Wilhelmshaven) bereits früh entdeckt. Er wuchs im ländlichen Schleswig-Holstein auf, wo er oft stundenlang und bei jedem Wetter auf dem Fahrrad die Umgebung seines Heimatdorfes Tetenhusen erkundete. Seine Mutter sang leidenschaftlich gern und spielte regelmäßig zu Hause auf dem Flügel, der zunehmend auch Marcs Interesse weckte. Mit acht Jahren erhielt er den ersten Klavierunterricht - allerdings langweilte ihn die übliche Vorgehensweise, etüdenhaft Stücke aus Büchern zu spielen, schnell. Zum Glück hörte sein Vater gerne Jazzschallplatten, so dass Marc im Alter von zwölf Jahren anfing, Aufnahmen von Erroll Garner und Oscar Peterson nach Gehör nachzuspielen. Die Fröhlichkeit und der swing in der Musik dieser beiden großartigen Pianisten weckten bei ihm echte Begeisterung. Von da an machte er rasche Fortschritte auf dem Klavier und fing auch an, mit anderen Jugendlichen zusammen in Schülerbands Musik zu machen.

1994 zog er nach Essen, um an der Folkwang-Hochschule (heute Folkwang-Universität der Künste) Jazzpiano zu studieren. Nebenher besuchte er Masterclasses bei Kenny Werner, Fred Hersch, Richie Beirach, Marc Copland und John Taylor.

Trotz aller Begeisterung für die vielfältige Tradition des Jazzklaviers war es für Marc immer wichtig, musikalisch eigene Wege zu gehen. Dies kommt vor allem in seinen Kompositionen zum Ausdruck, wo er persönliche Erlebnisse, Stimmungen oder Naturbeobachtungen in Musik umsetzt. Auch ein gewisser Humor wohnt manchen seiner Stücken inne, wie zum Beispiel Funky Camel Dance, Zirkus oder Erbse im Holzhaufen.

Sein Klavierstil ist von Dynamik und Risikobereitschaft, aber auch von Feinfühligkeit und einem starken Gespür für Melodien geprägt. Beim Musizieren sind ihm Leidenschaft, klangliche Vielseitigkeit und dramaturgisch geschickte Spannungsverläufe wichtig. „Man muss fühlen, was man spielt, damit man sich selbst und dem Publikum etwas geben kann.“

2006 erschien Marc Brenkens Debut-CD Eight Short Stories (mit dem Marc Brenken - Christian Kappe Quartett), für die er die Kompositionen schrieb. 2009 folgte das erste Trioalbum It Could Happen to You mit Alex Morsey (Kontrabass) und Marcus Rieck (Schlagzeug), aufgenommen in der Fattoria Musica in Osnabrück. 2012 erschien Starting Our Journey, das Debutalbum des Marc Brenken - Jean-Yves Braun Quartetts, 2014 More Short Stories, das zweite Album mit Christian Kappe. Alle Alben wurden auf dem eigens gegründeten Label marc brenken music veröffentlicht.

Neben Club- und Festivalauftritten in ganz Deutschland führten ihn Konzertreisen u. a. nach Rumänien, Spanien, Norwegen, in den Libanon, die Niederlande und die Mongolei. Zudem ist er an CD-Produktionen der Literaturkommision für Westfalen beteiligt (versch. Lyrik & Jazz - Projekte der Reihe Live auf dem Kulturgut).

Im Februar 2013 rief Marc Brenken die Konzertreihe Jazz for the People ins Leben, die seitdem jeden Mittwochabend (außer in der Sommerpause) im Essener Katakomben-Theater stattfindet.

2010 schaffte es das Marc Brenken Trio in die Vorauswahl zum Neuen Deutschen Jazzpreis, im Dezember 2011 wurde das Marc Brenken - Christian Kappe Quartett vom Publikum zum Sieger beim Ersten Jazzpreis Ruhr gewählt, nachdem eine internationale Expertenjury die Finalistenbands ausgesucht hatte.


Sieben Fragen an Marc Brenken


Wie bist du zum Klavierspielen gekommen?

Ich bin in einem Dorf in Schleswig-Holstein aufgewachsen, wo aktives Musizieren im Allgemeinen unüblich war, abgesehen von der örtlichen Feuerwehrkapelle. Aber meine Mutter spielte ein wenig Klavier, und wir hatten einen alten, aber doch ganz passablen Flügel zu Hause. Mit acht Jahren bekam ich den ersten klassischen Unterricht, wobei mir das Notenlesen schwerfiel und ich keine große Lust auf die üblichen Stücke und Etüden aus den Klavierschulen hatte. Ich setzte für ein oder zwei Jahre aus, merkte nach einer Weile aber, dass ich doch gerne Musik aus dem Radio nach Gehör auf dem Klavier nachspielen mochte. Mit einem Kassettenrekorder nahm ich meine Lieblingsstücke auf und hörte mir die Stellen, die mich besonders interessierten, zigmal an - bis ich genau wusste, was dort musikalisch passierte. Das machte mir großen Spaß, auch wenn ich manchmal stundenlang rätseln musste. So lernte ich eine Menge über Musik – und im Prinzip mache ich es heute noch genauso. Mein Vater spielte kein Instrument, hatte aber viele Jazzplatten, und mir gefielen besonders die Aufnahmen von Erroll Garner, Oscar Peterson und George Shearing - das war der Beginn meiner Liebe zum Jazz.


Also hast du das Meiste über Musik durch Hören gelernt?

Absolut! Ich wollte einfach immer wissen, wie Musik aufgebaut ist, also musste ich mich intensiv mit dem „Vokabular“ und der „Grammatik“ beschäftigen. Mit dem neuen Wissen habe ich dann viel am Klavier herumprobiert, quasi „gespielt“ im wahrsten Sinne des Wortes. Auch durch das Zusammenspiel mit anderen Musikern habe ich eine Menge gelernt, ich gehe bis heute gern auf Jamsessions und versuche, die tausendmal gespielten Standards umzukrempeln.


Was fasziniert dich an Musik?

Musik ist Gefühl, Musik kann Gefühle transportieren und erzeugen – Glücksgefühle und Ausgelassenheit, aber auch Trauer und Melancholie. Es ist einfach schön, seine eigenen Gefühle auf einem Instrument auszudrücken. Das ist für mich auch der eigentliche Grund, warum ich Musik mache. Außerdem bedeutet Musik für mich Freiheit, und die finde ich am ehesten im Jazz.


Wie komponierst du?

In meinem Kopf schwirren ständig musikalische Ideen herum. Ab und zu halte ich sie fest (durch Aufnehmen oder Aufschreiben) und sammle diese Skizzen erst einmal. Manchmal ist etwas dabei, was mich so sehr fesselt, dass ich versuche es weiterzuentwickeln – das geschieht dann meistens am Klavier. Ab und zu probiere ich aber auch andere Instrumente aus, um auf neue Ideen zu kommen. Sobald ich eine grobe Form festgelegt habe, bringe ich das neue Stück zu einer Bandprobe mit, spiele es gemeinsam mit meinen Mitmusikern durch und nehme es testweise auf. Manche Kompositionen sind von Anfang an rund, aber oft muss man doch noch an den Details feilen. Manchmal verwerfe ich Ideen auch wieder. Wichtig ist es, viel auszuprobieren, Regeln und Konventionen zu brechen und offen zu sein für Überraschungen. Besonders spannende Momente entstehen oft dann, wenn man nicht zu genau plant, sondern dem spontanen Empfinden der Musiker Raum gibt sich zu entfalten.


Hast du musikalische Vorbilder?

Natürlich – sehr viele sogar: Als Komponisten bewundere ich vor allem Wayne Shorter, Igor Strawinsky, Thelonious Monk, Herbie Hancock, John Taylor, Kenny Werner, John Scofield und das Team Pat Metheny – Lyle Mays. Auch die großen Jazzpianisten haben mich ganz klar stark beeinflusst: Keith Jarrett, Brad Mehldau und meine frühen Ikonen Oscar Peterson und Erroll Garner - nicht zu vergessen Bill Evans, George Shearing, Wynton Kelly und der 2008 verstorbene, viel zu wenig bekannte Dave McKenna.
Ich höre ab und zu auch gerne Pop- und Rockmusik, zum Beispiel Van Halen, The Police, Red Hot Chili Peppers oder manches von Björk oder AC/DC. Inspiriert worden bin ich durch Musik aller möglichen Stilrichtungen, auch Geräusche können faszinierend sein. Beim Komponieren und Musizieren sind mir Atmosphäre und Klangfarben äußerst wichtig.


Was machst du gerne außer Musik?

Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch, fahre oft Fahrrad, gehe im Wald joggen oder schwimme im See. Ich liebe das Hochgebirge, mache im Sommer oft Bergwanderungen in den Alpen. Für gutes Essen habe ich eine Schwäche. Außerdem fotografiere ich sehr gern. 2008 habe ich meine erste Bilderausstellung Umgebung entdecken im Gildehof-Center in Essen realisiert. Im Winter lese ich oft und gehe in die Sauna.


Was wünschst du dir für die Zukunft?

Gesundheit, Frieden, weiterhin viele schöne Konzerte für Menschen auf der ganzen Welt zu geben, hörenswerte Platten aufzunehmen und dabei Zeit zu haben, das Leben zu genießen.


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